Befindlichkeit – was neue Perspektiven in uns auslösen
Auch nach dem vierten Monat können wir glücklicherweise nur Positives zu unserer Befindlichkeit sagen – uns geht es gut, wir sind gesund und munter und geniessen unser Leben auf Achse. Wir haben in den letzten vier Monaten so vieles gesehen, die von uns bereisten Länder etwas näher kennengelernt und manchmal auch das Gefühl, wir hätten einiges der Lebensweisen hier verstanden. Dadurch werden unsere eigenen Perspektiven immer wieder durcheinander gebracht und erweitert, wir gewinnen ganz viel Gelassenheit und lernen dadurch grad sehr viel. Spannend dünkt uns, dass wir dadurch ganz viel über uns und unsere Lebensweise nachdenken und sprechen. Wir erfahren tatsächlich grad, dass Abstand vom „normalen“ und manchmal auch vordergründig bequemen Alltag ganz viele Erkenntnisse generiert und viel auslöst bei uns. Auch wir sind immer wieder verleitet, bspw. die unterschiedlichen Lebensweisen, Standards oder auch Landschaften zu vergleichen und damit ein Stück weit auch zu bewerten – das passiert uns fast täglich. Dennoch versuchen wir immer wieder, auch davon erstmal etwas Abstand zu nehmen und das was hier ist einfach festzustellen, zu geniessen oder auch mal auszuhalten. Beispielsweise könnte man verzweifeln, wenn man sieht, wie manche Menschen hier leben – denn aus einer wohlstandsverwöhnten Schweizer*innensicht, sind manche Häuser und Wohnblocks, Schulhäuser oder öffentliche Plätze und Strassen tatsächlich in einem desolaten Zustand und ganz schnell ist man beim Begriff Armut angekommen. Es mag wohl stimmen, dass viele Menschen hier in Georgien oder Armenien wenig materielle Güter zum Leben haben, die Wohlstands-Armutsschere ziemlich weit offen ist und es – soweit wir in Erfahrung bringen konnten – wenig staatliche Absicherungssysteme gibt, die wirklich funktionieren. Das alles ist für viele Menschen hier sicherlich sehr problematisch und wir möchten das nicht negieren oder bagatellisieren. Man könnte den Spiess aber nun auch umdrehen: was wir hier an Gemeinschaft, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft erleben, ist dermassen reich, könnte man da nicht sagen, gerade diesbezüglich sind wir Westeuropäer*innen diejenigen, die arm sind? Nun stellt sich natürlich die Frage, was wir wählen, wenn wir wählen könnten. Diese Frage können und wollen wir nicht beantworten, es wäre unseres Erachtens vermessen, hier zu werten und es gibt wohl auch nicht dieses einfache „Schwarz und Weiss“. Uns geht es eher darum, auch mal ganz bewusst die Perspektive zu wechseln und wir sind einfach glücklich, diese Unterschiede überhaupt wahrnehmen zu dürfen und uns auf dieser Basis Gedanken darüber zu machen, was das für unsere persönlichen Werte heissen könnte. Auf jeden Fall können wir uns dem nicht entziehen und werden wohl noch lange und hoffentlich nachhaltig darüber nachdenken, diskutieren und im besten Fall auch etwas an unseren persönlichen Vorstellungen, Erwartungen und Verhaltensweisen rütteln.
Menschen und Begegnungen – von Zufällen und sich kreuzenden Routen
Über die vielen schönen Begegnungen, Einladungen, herzlichen Gespräche mit den einheimischen Menschen der von uns bereisten Länder haben wir ja bereits an verschiedenen Stellen berichtet – wir können nur sagen: wir fühlen uns dermassen wohl und willkommen, dass wir es manchmal gar nicht glauben können. Es gibt aber noch eine andere Form von schönen Begegnungen auf Reisen und die hat wohl auch etwas mit der Corona-Situation und der dadurch begrenzten Reiserouten zu tun. Es gibt aktuell nicht viele Tourist*innen und das Reisen im Van oder Wohnmobil gehört darüber hinaus nicht zu den einfachsten Formen des Unterwegsseins grad im Moment. Einige Grenzen sind nämlich – im Gegensatz zum Luftweg – auf dem Landweg noch immer geschlossen, es gibt keine Reiseorganisation, die einem mit den Informationen zu den Möglichkeiten und benötigten Dokumenten oder Tests beliefert und man trifft doch ab und zu auf grössere Hürden. Die wenigen Van-Reisenden stehen jedoch alle vor ähnlichen Herausforderungen und man trifft sich lustigerweise immer wieder, sei es auf der Strasse in einem abgelegenen Dorf, auf einem der wenigen Campingplätze oder über Social Media. Man kennt sich, tauscht sich aus, gibt sich gegenseitig Tipps oder unterstützt sich mit Links zu Formularen, neusten Grenzöffnungsnews oder gibt auch gerne schöne Stellplätze weiter. Wenn man sich begegnet, dann ist klar, dass man sich Zeit nimmt für einen gemeinsamen Kaffee oder gar eine Übernachtung mit gemeinsamem Nachtessen am selben Stellplatz. Manchmal merkt man mitten im Gespräch durch eine zufällige Bemerkung, dass man gemeinsame Bekannte hat, verbringt eine ganze Woche gemeinsam in den Bergen oder hilft sich mit Material gegenseitig aus. Wir würden uns übrigens eher als Reisende bezeichnen, die solchen „heimischen“ Begegnungen aus dem Weg gehen, wenn wir unterwegs sind – aber die besondere Situation verändert das ehrlich gesagt etwas und wir geniessen es ein Teil dieser Gemeinschaft an Abenteuer*innen zu sein. Was wir schon an gemütlichen Runden und aber auch Verabschiedungs- oder auch Wiedersehensszenen erlebt haben ist einfach grandios.
Alltag beim Reisen
Ja, auch wir haben einen Alltag hier und auch dieser ist manchmal anstrengend, mühsam und kaum auszuhalten. Die Alltagsprobleme drehen sich meist um Dinge wie: wo kriegen wir Wasser, haben wir genügend Strom, finden wir einen Schlafplatz, sind wir noch in der Lage den von uns angesteuerten Ort bei Tageslicht zu erreichen (in der Nacht fahren empfehlen wir niemandem), kommen wir einigermassen „schlank“ über den nächsten Zoll, wie halten wir das Chaos im Freigeist im Rahmen (Stichwort beengte Verhältnisse) und wo finden wir denn endlich wieder eine Waschmaschine für unsere schmutzigen Kleider?
Das alles hält uns ganz schön auf Trab und manchmal sind wir auch etwas müde – zudem wollen wir ja eigentlich auch noch ganz viel anschauen und Land und Leute geniessen. Und das geht auch alles nebeneinander, wir sind da auch mittlerweile etwas gelassener unterwegs, müssen nicht mehr alles gesehen haben oder kommen auch mal ein paar Tage ohne Duschwasser:-) aus. Also es tönt dramatischer, als es ist. Dennoch ist es eine Erkenntnis, die wir aus den ersten vier Monaten mitnehmen: wir brauchen zwischendurch auch mal Pause vom Reisen und von den vielen Eindrücken, stehen gerne mal ein paar Tage am selben Ort und machen einfach fast nichts – sitzen an einem der (zum Glück seltenen) Regentage einfach im Freigeist und geniessen das Nichtstun – wir wollen ja entschleunigen und haben mittlerweile einen guten Mix gefunden zwischen Abenteuer, Sehenswürdigkeiten und Muse.
Freigeist – läuft und läuft
Zu Freigeist gibts zum Glück nicht so viel zu sagen, er läuft und läuft. Ein paar Gadgets – wie bspw. die WC-Lüftung, der Ladebooster, der Kühlschrank – machen zwischendurch mal etwas Probleme, aber das konnten wir bislang alles beheben. Die Trittstufe ist mittlerweile in einem desolaten Zustand, diese ist auf unwegsamen Strassen einfach zu tief unten und braucht dann ab und zu rohe Gewalt (sprich ein Schlag mit der Axt), damit sie überhaupt noch läuft. Auch hatten wir bereits einen platten Reifen und mittlerweile zwei neue Vorderreifen – aber bei den vielen Kilometern kann man da nichts sagen. Auch sonst sind wir sehr glücklich mit ihm, fast alles würden wir wieder so einbauen und über die wenigen Änderungsvorschläge führen wir grad eine Liste, so dass wir diese Dinge zur gegebenen Zeit noch umbauen können.
Point of return – der Kompass ist nun auf Westen eingestellt
Wir sind nicht nur tagemässig, sondern auch routenmässig nun auf dem Rückweg, sprich fahren jetzt wieder Richtung Westen. Es fühlt sich noch nicht „schlimm“ an, da wir noch immer mehr als zwei Monate und durch die etwas eingeschränkten Ländermöglichkeiten auch viel Zeit haben – es also weiterhin gemütlich nehmen und von Tag zu Tag schauen können, was uns reizt und wohin wir als nächstes fahren resp. was wir gerade an Erholungszeit brauchen. Dennoch war dieser Point of return ein Moment, der etwas ausgelöst hat und wir sprechen jetzt öfters vom Moment des „Nachhausekommens“, fragen uns wie das sein wird und haben auch schon darüber gesprochen ob wir wohl irgendwann wieder mal eine solche Reise unternehmen. Das Resultat unserer Diskussionen verraten wir hier aber natürlich noch nicht:-)
Liebe Freigeistler
Habe mich gerade an euren schönen Bilder erfreut
und mich wieder auf den neusten Stand gebracht.
Ihr macht das echt super und es sind unvergessliche
Momente die ihr erleben könnt.
Ich denke nach mehr als 30 Jahren gerne auf meine
Döschwo-Zeit in Nordamerika und Mexiko zurück und es ist wirklich erstaunlich,dass man sich immer wieder getroffen hat und dies ohne Handy und Internet unglaublich….
Wir genossen am Montag eine unglaublich schöne Wanderung die ich aus eurem Hüttenbuch gefunden habe und die ich unbedingt mit euch machen möchte.könnte auch im Winter mit Schneeschuhen in die Hütte und dort selber übernachten. Hihi..
Safiental-Andeer.
Wir sind in die cufercalhütte gewandert wo gerade 2Wölfe abgeschossen wurde und ich bin sicher ,dass ich einen Abdruck gefunden habe im Schnee.
Gestern machte ich einen Tagesausritt war natürlich auch sehr schön.
Bögi ist voll im Schuss fühlt sich aber gut muss aber sooo viele Entscheidungen treffen das wäre nichts für mich!
Bei euch zu Hause wird immer noch fleissig gearbeitet muss euch unbedingt wieder ein Foto schicken!
So jetzt hab ich eine Stunde mit euch verbracht jetzt ruft die Wäschemaschine und der Haushalt.
Geniesst es weiterhin und gebt gut auf euch acht.
liebe Grüsse Hanna
Liebe Hanna
Vielen Dank für den Bericht aus heimischen Landen, hat uns sehr gefreut von Dir zu hören. Auf die Bilder von unserem Haus oder besser von der Baustelle davor sind wir natürlich sehr gespannt. Und ja wir freuen uns auf die Wanderungen und das geniessen eines feinen Tropfens mit gutem Essen natürlich sehr.
Liebgruss aus der Türkei