Befindlichkeit – völlig im Hier und Jetzt angekommen und das fühlt sich sehr gut an
Den gesamten dritten Monat unserer Reise verbringen wir in Georgien – ein Land, das wir ursprünglich nicht auf unserem Plan hatten. Georgien offenbart sich für uns als Glücksfall, denn hier gibt es so viel zu entdecken und wir erleben eine derart entspannte Zeit, dass wir völlig im Hier und Jetzt angekommen sind und die Schönheit der Landschaft, die Freundlichkeit der Menschen und die Natur und die interessante Kultur des Landes einfach auf uns wirken lassen können. Wir verlieren das Gefühl für die Zeit und gewinnen dadurch ganz viel Musse, innere Ruhe und Gelassenheit. Hier in Georgien geht alles etwas langsamer als wir Westeuropäer*innen uns das gewohnt sind und oft erleben wir Situationen, die uns lehren, das zu akzeptieren was gerade möglich ist und alles andere einfach loszulassen – nach einer kurzen Gewöhnungsphase fühlt sich das sehr gut an.
Ebenfalls fühlen wir uns jederzeit sicher, willkommen und es gibt auch dermassen viele gute Plätze zum Übernachten hier, dass wir das Reisen im Van auf jeden Fall weiterempfehlen können – an den Strassenverkehr gewöhnt man sich übrigens auch mit der Zeit, wenn man das System „aus zwei Spuren werden im Notfall einfach vier“ mal verstanden hat:-).
Menschen und Begegnungen – wenn man überall mit offenen Herzen empfangen wird
Auch wenn wir das schon in einigen Blogs immer wieder erwähnt haben und auf die Gefahr hin, dass wir uns wiederholen, wir müssen das hier einfach nochmals aufgreifen: was wir hier an Gastfreundschaft, Freundlichkeit, Offenheit, Grosszügigkeit und Hilfsbereitschaft erleben ist schier unglaublich. Wir erleben wirklich täglich Situationen, die uns fast umhauen und – gerade zu Beginn unserer Zeit hier – oft auch etwas überfordern. Wie kann es sein, dass uns dermassen viele Menschen einladen zum Essen und Trinken, uns reich beschenken mit allem was sie haben, uns in jeder erdenklichen Situation spontan und unkompliziert Hilfe angeboten wird, alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, wenn wir irgendetwas brauchen und alle dazu noch ständig freundlich bleiben? Wir wissen es nicht und können nur spekulieren. Einerseits ist es hier so, dass ein Gast als Geschenk Gottes gilt – diese Haltung scheint dermassen verinnerlicht, dass das im Alltag einfach gelebt wird. Andererseits erleben wir die Georgier*innen als Menschen, die die Gemeinschaft und das Zusammensein als wohl eines der wichtigsten Güter betrachtet und demnach auch pflegt. Ob gemeinsam gegessen und getrunken wird (das ist meist der Fall) oder ob man einfach so zusammen sitzt – man schätzt und achtet sich gegenseitig, teilt eine gemeinsame Geschichte und Kultur, ist stolz auf sein Land und ehrt die Natur und Gott. Das alles zusammen ergibt vielleicht genau diese Art von Umgang miteinander, die wir hier kennen und dermassen schätzen gelernt haben. In den letzten Tagen haben wir uns viel darüber unterhalten, ob und wenn ja wie wir davon etwas mitnehmen können für unser Leben zuhause. Wir hoffen, das uns das gelingt. Wir werden übrigens immer auch wieder aufgefordert, doch zu Hause von Georgien und seinen vielen positiven Aspekten zu erzählen – das werden wir auf jeden Fall, das versprechen wir den vielen lieben Menschen, die uns hier mit offenen Armen und Herzen empfangen haben.
Zweisamkeit vs. Reisen in Gemeinschaft mit anderen – wir finden einen guten Mix
Nach den ersten beiden Monaten, in denen wir zu zweit unterwegs waren und das sehr genossen haben, freuen wir uns nun auch, dass sich immer wieder Gelegenheiten ergeben, mit anderen Reisenden in Kontakt zu kommen und – falls es für alle passt – einige Wegabschnitte gemeinsam zu reisen oder ein paar Nächte am selben Ort zu übernachten. Sei es auf der Fähre nach Batumi, die ersten Tage in Georgien, das Wiedersehen mit der Familie aus Deutschland oder unsere Reittour in einer Gruppe von 11 Personen – wir geniessen diese Gesellschaft mit verschiedenen Menschen zwischendurch sehr und schätzen danach aber auch die Zweisamkeit wiederum. In unserem dritten Monat haben wir hier den für uns richtigen Mix davon gefunden und durften ganz viele neue und allesamt schöne Bekanntschaften machen, rauschende Feste feiern, Pizzapartys durchführen, sich gegenseitig mit Milch oder Salz aushelfen (wie man das zuhause in einer guten Nachbarschaft auch tut) oder einfach auch nur gute Tipps tauschen und sich gegenseitig die aufregendsten Geschichten der letzten Reiseabschnitte erzählen. Und aufgrund der etwas eingeschränkten Möglichkeiten an Weiterreiserouten werden wir die einen oder anderen wohl in den nächsten Wochen wieder irgendwo antreffen, denn Armenien, Türkei und Griechenland scheinen im Moment grad die einzigen möglichen Routen zu sein, die von hier aus funktionieren. Die Telefonnummern sind auf jeden Fall ausgetauscht und falls nicht, trifft man sich gerne auch auf Instagram. Wir haben gemerkt: die Art und Weise wie man reist verbindet und man findet sich spontan und rasch zusammen, geniesst die gemeinsame Zeit und findet aber auch leicht wieder den guten Zeitpunkt sich wieder zu trennen und die eigenen Wege zu gehen.
Freigeist – was der leistet ist grossartig
Unser Freigeist – was der in diesem Monat an Strassenzuständen, Höhenmetern und sonstigen Aktionen (bspw. Abschleppen mit der Feuerwehr) geleistet hat ist einfach grossartig. Wir sind erstaunt was er alles mitmacht und schafft und gönnen ihm deshalb sehr gerne die Woche Ferien in Shatilli mit wunderbarem Blick auf die umliegenden Berge. Das Zurückkommen fühlt sich für uns aber auch wirklich nach „Heimkommen“ an und wir merken, dass Freigeist wirklich zu unserem Zuhause geworden ist, wir uns nach der Gemütlichkeit, den vielen Annehmlichkeiten und dem bequemen Nestchen gesehnt haben während unserer Abwesenheit und das jetzt noch mehr geniessen als vorher.
Ausblick – weiter gehts nach Armenien und wir müssen den Iran wohl auslassen
Der September ist bereits angebrochen und wir möchten noch gerne die Weinregion Kachetien besuchen und dann weiterziehen nach Armenien, dort einige Zeit verbringen und danach langsam in Richtung Westen zurückreisen. Iran – einer unserer langgehegten Träume müssen wir wohl auf einen anderen Zeitpunkt verschieben. Im Moment ist die Covid-Situation sehr kritisch, die Intensivstationen sind überfüllt, den Menschen geht es schlecht und zudem werden aktuell auch gar keine Touristenvisa ausgestellt – es ist wohl jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für eine Reise durch den Iran. Wir freuen uns auf das was uns sonst erwartet und werden hier gerne weiter darüber berichten.
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