19/55 Salzige News am Tuz Gölü – weshalb es hier im Sommer tausende tote Flamingo-Babys gab

17. Oktober 2021 | Blogs der Reise, Eurasientour, Türkei Blog

19/55 Salzige News am Tuz Gölü – weshalb es hier im Sommer tausende tote Flamingo-Babys gab

Seit wir unseren ursprünglichen Reiseplan verlassen haben, reisen wir ziemlich spontan und schauen jeweils kurz vorher, wo wir noch hinwollen. Aber der Tuz Gölü ist ein Ort, den wir schon lange auf Google Maps markiert haben. Hier wollen wir unbedingt hin denn erstens waren wir noch nie an einem Salzsee und zweitens gibt es von diesem See Bilder, die so schön sind, dass wir das unbedingt selber sehen (und natürlich auch fotografieren) wollen. Zudem gibt es hier Flamingos zu sehen – die werden wir zwar ziemlich sicher verpassen, denn die sind eher früher im Jahr hier. Was wir aber bei unserer Planung noch gar nicht wissen ist, dass wohl die gesamte Flamingo-Population des Sommers 2021 gestorben ist – mehr dazu aber später im Blog, denn zuerst gibts ein paar Fakten zum See.

Der Tuz Gölü ist nach dem Vansee der zweitgrösste See der Türkei und hat ebenso keinen Abfluss, d.h. er reguliert sich durch Niederschläge und Grundwasser. Mit 32.9% gehört er zu den salzhaltigsten Seen der Welt. 

Nach den trockenen Sommermonaten entsteht auf der Oberfläche eine kristalline Salzkruste, auf der man gut spazieren und wie wir bewiesen haben auch Tennisspielen kann. 

Der See resp. sein hoher Salzgehalt dient heute der Salzproduktion, drei Salzabbau-Fabriken fördern hier ca. 70% des Salzverbrauchs der ganzen Türkei. Wir fahren über den See weiter und müssen dazu auf das Fabrikgelände fahren – was aber gemäss dem Portier kein Problem ist – und können so die Fördertätigkeiten beobachten. Wir sind fasziniert vor allem von den riesigen Salzbergen, die sich hier türmen und fragen uns, ob diese Mengen dem See nicht schaden?

Ohne diese Frage beantworten zu können, geht unsere Fahrt bald weiter und wir, müssen mehrmals aussteigen, weil es so schön ist über den See zu fahren, das Licht einfach perfekt passt und wir uns kaum sattsehen können. Heute ist alles in Weiss, Blau und in schier unendlich viele Grüntöne getaucht – einfach ein Traum. 

In den Sommermonaten, wenn der See noch mehr Wasser hat und die Temperaturen höher sind, dann verleiht eine besondere Algenart (Dunaliella Salina) dem See eine rote Färbung, indem sie mehr Betacarotin produziert – ein Schauspiel, das im Sommer jeweils viele Tourist*innen anlockt. 

Und damit wären wir auch bei den Flamingos. Der Salzsee bietet nämlich normalerweise eine ideale Brutstätte für einige Vogelarten, darunter die Flamingos. Sie kommen jährlich im Frühjahr her, um sich zu paaren und dann ihre Jungen aufzuziehen – die roten Algen werden von den Tieren gefressen und sind für die rosarote Färbung der Vögel verantwortlich. Dieses Jahr sind leider sehr viele (einige Quellen sprechen von allen) Jungvögel gestorben. Naturschützer*innen und Regierung berufen sich auf unterschiedliche Zahlen und sind sich offenbar auch nicht ganz einig über die Gründe (https://www.deine-tierwelt.de/magazin/tuerkei-tausende-flamingos-tot-ist-die-regierung-schuld/). Aber die grosse Dürre im Land, die hohen Temperaturen und der permanent niedrige Wasserstand des Sees, der unter anderem durch den landwirtschaftlichen Verbrauch von Wasser und damit verbundene Umleitungen von Wasserströmen verschärft wurde –  sind wohl die plausibelste Begründung für dieses grausame Massensterben der jungen Vögel. Leider zeigen sich auch hier die Folgen des Klimawandels und der Übernutzung und uns wird wieder einmal bewusst, wie diffizil das Gleichgewicht der Natur ist und dass es mehr als fünf vor Zwölf ist….

Wir haben unseren Aufenthalt hier am Tuz Gölü sehr genossen, zumal wir ihn ganz still und ohne Touristenrummel geniessen konnten, sind aber auch etwas betrübt und hoffen, dass sich diese Geschichte mit den toten Flamingos nicht wiederholt – wir werden das Geschehen auf jeden Fall verfolgen.

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