Ach dieses Kappadokien – wie oft hörten wir unterwegs: da müsst ihr unbedingt hin, es ist so schön, das dürft ihr nicht verpassen… Natürlich fahren wir dahin, denn wie gesagt, ob Einheimische oder andere Reisende: alle schwärmen von diesem Kappadokien, aber so ganz begründen weshalb, konnte es niemand. Nun sind wir dort und wissen auch weshalb. Es ist einfach kaum zu beschreiben und man muss dort sein und in diese mystische Landschaft mit ihren bizarren Tufsteingebilden, die einmal aussehen wie Sahnehäubchen auf der Torte und dann wieder schön abgerundete Kügelchen bilden, Kirchenähnliche Formen haben oder aussehen wie… (macht euch selber ein Bild, hier werden diese Varianten Feenkamine genannt:-). Entstanden ist diese Landschaft im Verlauf der letzten 100 Millionen Jahre und durch die Erhebung des Taurusgebirges im Süden, wurde hier in Anatolien grosse Mengen von Lava langsam an die Erdoberfläche gedrückt und so konnte diese Vulkanlandschaft entstehen – das ist natürlich die Laienhafte Kurzversion – wer das noch nachlesen will, findet wie immer auf Wikipedia_Kappadokien noch mehr dazu. Aber also ob da das Auge nicht schon genug zum Staunen hätte: dazu kommen die unglaublichen Farben (rot, weiss, grün und dazu noch die herbstlich gefärbten gelb-orangen Blätter der Bäume), die Farbverläufe (bspw. unten rot, oben weiss) und das zauberhafte Licht am frühen Morgen (ja wir haben es tatsächlich geschafft den Sonnenaufgang zu erleben) oder bei Sonnenuntergang. Wenn dann noch die hier so populären Ballonfahrten stattfinden, bei denen morgens hunderte von Ballonen gleichzeitig starten und über diese Landschaften fahren, dann ist das Bild einfach perfekt. Wir geniessen unsere Tage hier enorm, machen einige Wanderungen, sitzen gemütlich vor dem Freigeist, trinken viel frischgepressten Granatapfelsaft und werden wohl in Zukunft auch jedem oder jeder sagen: Kappadokien, ja da musst du unbedingt hin, es ist einfach ein Wunderland, das man erlebt haben muss.
An einem Abend besuchen wir eine Karavanserei ganz in der Nähe unseres Schlafplatzes und entscheiden uns dann ziemlich spontan uns die Sema anzusehen, die hier aufgeführt wird. Das ist eine Zeremonie, die Gläubige einer mystischen Ausprägung des Islams praktizieren. Die Derwische tanzen dabei nach ganz bestimmten Regeln zu den Klängen von Flöte, Zitter, Trommel und Gesang und drehen sich so lange und so unglaublich schnell, bis sie in eine Art Trancezustand verfallen. Es ist wunderschön anzusehen und anzuhören und man wird tatsächlich mitgenommen von dieser sehr mystisch-andächtigen Stimmung hier. Übrigens sind die Bilder erst nach der Zeremonie entstanden. Filmen und Fotografieren war währenddessen nicht erlaubt und es haben sich auch wirklich alle daran gehalten – ganz eine schöne Geschichte und sehr sehr eindrücklich wie wir fanden.
Was wir auslassen, sind die unterirdischen Städte, die es hier ganz viel gibt und die man auch besichtigen kann. Die Höhlenarchitektur, bestehend aus Häusern, Sakralgebäude und unterirdischen Verbindungen wurde aus dem weichen Tuffgestein herausgearbeitet und übrigens teilweise bis in die 1950er Jahre noch bewohnt. Auch das wäre sicherlich interessant zu sehen und zu erleben, wir entscheiden uns aber lieber für eine Wanderung in der Natur und etwas abseits vom touristischen Strom – denn es hat auch um diese Zeit hier noch relativ viele Leute und wir sind uns das gar nicht mehr gewohnt und fühlen uns fast etwas überfordert. Zumal wir seit langem mal wieder auf einem „richtigen“ Campingplatz mit Infrastruktur stehen und da so viele andere Camper stehen, dass wir grad merken, wie lange wir so etwas nicht mehr hatten. Es passt für uns gut, hier zwei Nächte zu stehen – zumal Marco eine kleine Magengeschichte auskurieren muss – und dann fliehen wir wieder in die freie Natur und stehen inmitten der wunderschönen Landschaft, sitzen am Abend vor Freigeist unter dem Sternenhimmel und strecken am Morgen unsere Köpfe direkt der Sonne entgegen!
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