Wir stehen noch immer auf dem wunderschönen Campingplatz 3G in Goght und machen heute einen Ausflug in die Hauptstadt Jerewan. Dazu haben wir über Sandra – die Besitzerin des Campings – einen Fahrer organisiert, der uns mit seinem uralten Mercedes mit 400000 km sicher nach Jerewan fährt. Wir werden später erleben, warum es Sandra so wichtig ist, dass wir einen Fahrer des „Vertrauens“ kriegen, denn eine sichere Fahrt ist nicht selbstverständlich hier in Armenien. Das Auto hat zwar einige Jahre auf dem Buckel und Fenster muss immer geöffnet bleiben, denn irgendetwas stimmt mit dem Auspuff nicht und ca. die Hälfte der Abgase landen im Auto selber – aber wie gesagt, mit offenem Fenster geht es schon – da muss man einfach etwas flexibel sein und der Fahrer fährt sehr sicher. Er freut sich, dass ein paar Sätze Russisch sprechen und so können wir uns auch etwas unterhalten auf der ca. einstündigen Fahrt. Er bringt uns direkt ins Zentrum an die Kaskaden und so starten wir nach einem feinen Stadtfrühstück gleich mit dem Erklimmen der Treppen und geniessen on the Top die Aussicht auf die Stadt.
Danach steht das Genozid-Memorial und -Museum auf dem Plan, diese tragische Geschichte gehört leider zu Armenien und demnach ist die Gedenk- und Informationsstätte aus unserer Sicht auch ein Besuch wert. Die Fahrt dorthin ist jedoch um einiges weniger gemütlich, wir bestellen ein Taxi und erwischen einen echt wahnsinnigen Taxifahrer, der in einem Höllentempo durch die Stadt fährt, links oder rechts (wie es grad passt) überholt und wirklich halsbrecherische Manöver unternimmt. Anschnallen kann man sich nicht, eine Stossstange gibts auch nicht mehr und die Frontscheibe ist ebenfalls kaputt, der rechte Seitenspiegel muss alle paar Minuten wieder festgemacht werden – denn diesen braucht er bei den verrückten Überholmanövern, die er ständig startet. Wir kommen letztlich heil bei der Gedenkstätte mit Museum an und stellen uns dieser wirklich schlimmen Geschichte Armeniens, der mit dem Genozid im Jahre 1915 seinen traurigen Höhepunkt erreichte. Noch heute prägt dies die Armenier*innen und auch die Beziehung zwischen der Türkei (wo dieser Genozid noch immer teilweise verschwiegen wird) und Armenien – das erfahren wir in unseren zahlreichen Gesprächen mit Einheimischen mehrmals. Wir sind tief berührt nach unserem Besuch und das was wir da gesehen und gelesen haben, wird uns noch lange beschäftigen – wer nachlesen mag: Bericht GEO oder Wikipedia.
Später besuchen wir noch die Konzert- und Sporthalle, schlendern durch die Vernissage (Kunst- und Flohmarkt) und besuchen die wunderschöne blaue Moschee, bevor wir einen Fotohändler aufsuchen und dort versuchen die Kamera von Marco reinigen zu lassen, denn wie man vielleicht auf einigen Fotos erkennen kann, gibts ein bisschen Staub auf der Linse nach diesen vielen staubigen Strassen, die wir alle befahren haben. Leider sind wir aber erfolglos da und entscheiden uns dafür, in der bekannten Brandybrauerei ein paar Originalflaschen des berühmten Armenischen Brandys einzukaufen. Wir hoffen, dass wir den über den türkischen Zoll bringen und euch zu Hause damit beglücken zu können. Nach einem leckeren Abendessen in einem feinen traditionellen Restaurant spazieren wir noch durch die sehr belebte abendliche Innenstadt und warten auf unseren weissen Mercedes mit Fahrer, der uns zuverlässig um 8.30 Uhr am abgemachten Ort abholt und wiederum sicher nach Hause fährt. Das war ein schöner Tag und auch echt mal entspannend ohne eigenes Fahrzeug und somit ohne Parkplatzs-Suche, Verkehrschaos und dergleichen die Stadt zu geniessen
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