Auf unserer Weiterfahrt in Richtung Süden besuchen wir den historischen Friedhof Noratus, ein mittelalterliches Gräberfeld, das aber auch heute noch in „Betrieb“ ist und viele neue Gräber aufweist. Wir lassen uns von einer alten Dame durch den uralten Teil führen und sie erklärt uns die sehr interessanten Steine mit ihren zahlreichen Symbolen, die je ihre eigene Geschichte über die hier begrabenen Menschen erzählt. Im neueren Teil des Friedhofs herrscht reges Treiben. Bei jeder Grabstätte – es sind immer Familiengräber – steht ein Steintischchen und die Angehörigen sitzen da, besuchen ihre Verstobenen und essen und trinken, sind relativ ausgelassen und geniessen offensichtlich auch hier das zusammensein. Wir werden dann auch wieder eingeladen und erfahren bei zwei Gläschen Vodka die halbe Familiengeschichte, sehen uns gemeinsam alle Grabsteine der hier bereits begrabenen Familienmitglieder an und kommen kaum mehr los – übrigens können wir uns hier eigentlich nur mit Russisch unterhalten, englisch spricht hier niemand – aber auch hier gehts mit unseren mageren Kenntnissen, mit Füssen und Händen und im Notfall mit einer Übersetzungs-App relativ gut und meist spricht das Herz und so erleben wir immer wieder ganz schöne Begegnungen.
Später fahren wir zur alten Caravanserai, die im Jahr 1332 gebaut wurde und als Unterkunft für Mensch und Tier (Kamele und Pferde) entlang der Seidenstrasse diente. Das Gebäude ist noch in gutem Zustand und man kann sich gut vorstellen, wie es hier früher her und zu gegangen sein muss – die Menschen und Tiere schliefen übrigens alle im selben Raum, so konnte man sich gegenseitig warm halten. Der Ort ist mystisch, liegt auf 2500 m.ü.m. und bietet eine atemberaubende Fernsicht. Wir verbringen hier zwei Tage und eine Nacht und sind in der Nacht ganz alleine mit Millionen von Sternen – unglaublich romantisch, aber auch etwas kühl, wir haben also die Wolldecken und Schaffelle aus unseren Dachboxen geholt, um uns in der Nacht warm zu halten.
Unser nächstes Ziel ist der Shaki Wasserfall, einerseits weil wir mal wieder eine Dusche brauchen:-), andererseits weil die Fahrt dorthin wieder über einen schönen Pass führt und wir damit die Landschaft geniessen können – unterwegs besuchen wir noch die Carahunge Steinkreise, die uns nicht vom Sockel hauen aber ein paar schöne Bilder im Abendlicht gibt es trotzdem. Wir befinden uns nun auch auf der Route, die in den Iran führen würde und uns kommen laufend iranische Lastwagen entgegen – darüber freuen wir uns grad, da unser „Traumziel Iran“ nämlich nun definitiv ins Wasser fällt, wir haben heute Bescheid erhalten, dass bezüglich Visa bis Ende Jahr sicher nichts geht und die Covid Situation in Iran noch immer sehr angespannt ist – und wir auch deshalb der Meinung sind, dass es nicht der richtige Moment wäre, sich dort als Torist*in zu vergnügen, während viele Menschen leiden und keinen Zugang zu medizinischer Hilfe oder der Impfung haben. Die Landschaft und die iranischen Autonummern entschädigen uns ein wenig und wir halten immer noch am Credo fest, dass wir nicht dem nachtrauern, das wir nicht machen können, sondern uns an dem freuen, was möglich ist – und es gibt so einen Grund wieder auf Reisen zu gehen zu einem späteren Zeitpunkt!
herzlichen dank für den 100% igen offline-analog-blog mit bild.
der georgische postkarten-gruss hat uns heute erreicht! 😊
6.09. bis 15.09!
das ist ja schon fast so schnell wie eine schweizer b-postkarte! 😉
geniesst die weit- und fernsicht.
einfach wunderschön sind die bilder und texte, die ihr uns fast tagtäglich online präsentiert!
liebe grüsse vom platzhirsch-team!