Shatili hat uns verzaubert! Das uralte Dorf liegt an einem Felsen und hatte in früheren Zeiten aufgrund der nahen Grenze im Norden strategische Bedeutung für das Königreich Georgien. Es ist heute vor allem Bekannt für seine uralte und noch recht gut erhaltene Festung. Der Weg führt noch ein wenig weiter bis nach Mutso, danach ist aber Schluss mit Strasse und man währt sich schon ein wenig am „Ende der Welt“ wenn man sich das überlegt. Schon der Weg nach Shatili ist ein Erlebnis – ca. 140 km sind es nur von Tbilisi aus, allerdings benötigt man für die Fahrt gut 4.5 Stunden, einen starken Wagen und gute Nerven. Dafür wird man mit wunderschönen Blicken ins Gebirge des hohen Kaukasus belohnt, die in x-verschiedenen Grün leuchtenden Hügel und ab und zu eine Schneespitze lassen einen ins Schwärmen kommen. Die Strasse wird aktuell grad etwas auf Vordermann gebracht – sie soll vor einigen Jahren noch viel schlechter gewesen sein, was man sich also kaum vorstellen kann – einige Brücken sind auch heute noch nicht fertig und wir mussten bei einer behelfsmässig angebrachten Überfahrt über den Fluss doch tatsächlich jemanden suchen und nachfragen, ob wir da mit unserem Freigeist wirklich drüber fahren können. Der Bauarbeiter hat uns versichert, dass sie hält und wir haben mal vertraut – es hat geklappt:-). Shatili selber ist winzig aber sehr süss. Nur gerade 22 Menschen wohnen das ganze Jahr über da, ein paar wenige mehr und natürlich einige Wandertourist*innen kommen in der Sommerzeit dazu.
Wer aber bspw. einen Einkaufsladen für Esswaren sucht, wird nicht fündig – die Einwohner*innen werden zweimal wöchentlich von der Marschutka bedient oder fahren selber ca. 2 Stunden zum nächsten Laden – aber schnell mal WC-Papier holen, das man beim letzten Einkauf vergessen hat liegt wohl nicht drin. Wir dürfen bei der Familie Jalabauri parkieren und den Freigeist da auch für eine Woche, in der wir auf unserer Reitwandertour sind, stehen lassen. Bei unserer Rückkehr bleiben wir noch ein paar Tage, zu schön ist es hier und wir können ein paar Tage Erholung gut gebrauchen. In der Festung sind einige Hostels und Café’s untergebracht, ein Turmgebäude gehört der Familie Jalabauri und wir dürfen da die Dusche und die Toilette benutzen – was will man mehr, alle Annehmlichkeiten die wir im Moment brauchen und dazu noch sehr netten Familienanschluss inklusive!
An einem Abend – wir kommen von einer feinen, warmen Dusche zurück, führt uns unser Weg an einem Fest von 3 Priestern und einer kleinen Familie vorbei. In Georgien sind die meisten Menschen sehr gläubig und bekennen sich zum christlich-orthodoxen Glauben. Wir werden – wie könnte es anders sein – natürlich eingeladen uns dazuzusetzen, mitzutrinken, mitzuessen und zu erzählen woher wir kommen, wie uns Georgien gefällt etc.
Als der eine Priester dann seine Gitarre hervornimmt, zuerst traditionelle Georgische Lieder singt – begleitet von der schönen Stimme der jungen Mutter Nino und ihren Kindern, ist es um uns geschehen. Später werden dann auch noch amerikanische Rocksongs gesungen und: es wird viel Chacha (Schnaps), Wein und Bier getrunken. Wir halten tapfer mit, haben mittlerweile aber gelernt, dass man das Glas nicht zu rasch ganz leer trinken sollte, denn sonst ist es sofort wieder voll. Marco wird die Ehre zugeteilt, dass er die traditionelle Rede vor dem Anstossen hält – die hier zu jeder Supra (jedem gemeinschaftlichen Essen) gehört und bei der normalerweise der Familienvorsitzende bestimmt, worauf man jetzt gerade trinkt: auf die Schwestern, auf die Kinder, auf Georgien, auf alle Brüder und und und… irgendwann gehen Marco aber dann auch die Ideen aus und der Älteste der Priester (oder zumindest der mit dem längsten und grausten Bart) übernimmt und wir trinken nochmals auf alles mögliche. Diesmal sind wir nicht als erste betrunken, der eine der Geistlichen hat definitiv zuviel erwischt und hängt nur noch an Marco, der sich kaum mehr wehren kann – wir haben auf jeden Fall seine Telefonnummer (und er unsere auch) und er hat uns versprochen Marcos Enkelkinder zu taufen, wenn die dann mal da sind, wir müssten einfach mit ihnen nach Georgien kommen zur gegebenen Zeit:-). Ein wirklich lustiger aber auch eindrücklicher Abend war das und wir haben im Nachgang noch darüber diskutiert, wie nahe diese geistlichen Herren den Gläubigen hier sind und ob sich die bspw. die katholische Kirche nicht auch etwas näher am wahren Leben und den Menschen zeigen könnte um so vielleicht etwas mehr Schäfchen in die Kirche zu kriegen. Es liegt uns aber mehr als fern, das zu beurteilen, zumal wir ja selber keiner Religion angehören und also weit davon entfernt sind, hier die Expert*innen sein zu wollen. Uns hat die Nähe und die Lebensfreude dieser Priester einfach beeindruckt. Wir haben übrigens etwas geflunkert an diesem Abend und nichts davon gesagt, dass wir gar keiner Kirche angehören, denn irgendwie hat uns dieser tiefe Glaube dieser Menschen ziemlich beeindruckt und ehrfürchtig gemacht und wir wollten/konnten uns keine Diskussion starten.
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