Wir konnten alles organisieren und haben nun die Tickets, die Registration, den Corona-Test und die Versicherung, die wir benötigen, um von Odessa über das Schwarze Meer nach Batumi zu gelangen. Wir erhalten Angaben zum Boarding Platz und fahren mal dorthin. Das alles sieht ziemlich verlassen und nicht wirklich offiziell aus, wir treffen jedoch auf einige uniformierte, die uns bestätigen, dass wir hier richtig sind. Das Boarding soll um ca. 23 Uhr stattfinden und die Männer sagen uns, wir sollen doch noch etwas in die Stadt fahren, um den Nachmittag am Strand zu verbringen. Das tun wir und wir essen noch gut und decken uns mit etwas Bargeld ein. Gegen 20 Uhr fahren wir zurück zum Boarding Platz und als wir ankommen steht da ein anderer Camper mit einem deutschen Nummernschild.
Es stellt sich heraus, dass Eva aus Friedrichshafen und ihr Begleiter Elias aus Gossau ist und wir schliessen gleich Freundschaft, verbringen die Wartezeit gemeinsam, tauschen unsere Erfahrungen aus und warten mal ab. Es dunkelt langsam ein und langsam kommen weitere Passagiere dazu: eine junge Familie aus Deutschland, eine Tramperin aus Tschechien und zwei Personenwagen aus der Ukraine. Wir bilden so etwas wie eine Schicksalsgemeinschaft, helfen uns gegenseitig aus beim Ausfüllen der noch notwendigen Formulare und warten gemeinsam auf weitere Anweisungen. Um ca. 22 Uhr kommt Sacha, der Agent, der anscheinend unser persönlicher Betreuer ist und uns auf das Schiff begleiten wird. Er kontrolliert alle unsere Dokumente, hilft uns das Fehlende noch zu besorgen und hat ziemlich viel Arbeit mit uns, ist aber sehr nett und vertrauenswürdig. Auf der anderen Seite der Schranke hören und sehen wir bereits die LKW`s, die einen anderen Eingang benutzen und bereits beim Boarding sind. Um ca. 23 Uhr ist es soweit, wir werden aufgefordert, mit unseren Campern und PKW`s durch den Checkpoint zu fahren, werden durchsucht von einem etwas in die Jahre gekommenen Militärbeamten und einer Kamera, aber alles passt und wir werden zum Zoll befördert. Hier heisst es wieder warten – mittlerweile ist es weit nach Mitternacht und wir sind alle schon ziemlich müde, aber irgendwie läuft immer etwas und so vergeht die Zeit doch recht schnell.
Auch werden wir ca. jede halbe Stunde eine Station weitergeschickt und wir sind zuversichtlich, dass wir bis 4 Uhr morgens irgendwie auf dieser Fähre sein werden. Die Zollkontrolle ist ziemlich streng aber alle sind wiederum nett und Sacha schaut gut zu uns, spricht auch englisch und schleust uns kompetent durch. Um ca. 3 Uhr morgens dürfen wir mit dem Gepäck auf die Fähre, die Fahrzeuge bleiben noch draussen und wir sollten dann gerufen werden, wenn wir die holen dürfen. Wir beziehen mal unsere Kabinen, legen uns hin und warten ab. Irgendwann gegen 4 Uhr wird tatsächlich an unsere Türe geklopft und Marco kann Freigeist dann doch noch auf die Fähre holen. Wir legen uns dann definitiv schlafen und um ca. 7 Uhr gehts endlich los. Eine tolle Fahrt steht uns bevor. Wir sind nur 12 „Passagiere“, alles andere sind LKW Fahrer.
Auf dem Schiff ist alles organisiert, die Essenszeiten sind vorgegeben, es gibt zwei Schichten und wir werden jeweils aufgerufen, mit dem Hinweis, ja nicht zu spät zu kommen. Das Essen steht jeweils bereits auf dem Tisch. Wir kommen auf jeden Fall nicht zu kurz, die Portionen sind goss und gut. Wir verbringen tolle 48 Stunden an Board, können Delfine beobachten, tolle Sonnenuntergänge geniessen, feiern unsere neuen Freude und die sehr netten Lastwagenchauffeuren, die sich freuen, wenn wir uns mit ihnen unterhalten, marCo mit ihnen Back Gammon spielt und wir gemeinsam bei der Ankunft die Skyline von Batumi bewundern. Die Ankunft ist ebenfalls ein tolles Erlebnis, die Chauffeure freuen sich riesig auf ihre Familien, telefonieren sobald sie Empfang haben mit ihren Liebsten.
Die Überfahrt ist ein echtes – unerwartetes – Highlight unserer Reise und die Atmosphäre auf so einem Frachtschiff hat uns grad voll getaugt. Wir möchten dieses Erlebnis nicht missen und kommen ganz zufrieden und auch sehr gut ausgeruht in Batumi an. Die Zollkontrolle findet an Board statt, die Zollbeamten kommen aufs Schiff, werden vom Barman mit Kaffee beschwichtigt und nehmen es ziemlich genau mit der Kontrolle, sind aber sehr nett. Die Szene in dieser Bar ist aber ziemlich skurril – alle schreien durcheinander, unsere Moderna-Impfung bringt ziemlichen Aufruhr, weil sie so nicht bekannt ist und wir werden aufgefordert, in den nächsten 72 Stunden in Batumi dann noch einen Test zu machen. Wir suchen mit den beiden anderen Campern gemeinsam einen ersten Schlafplatz direkt am Meer, trinken morgens um 3 Uhr noch ein gemeinsames Bier und fallen alle dann müde ins Bett.
Gell, auf diesen Riesenschiffern ist es supi! Ich liebe es, mit denen zu reisen. Für mich völlig entspannend.
Schaut gut aus und anscheinend sind die Georgier huere lüübi Siacha.