Auf unserem Weg in die Ukraine nächtigen wir noch dreimal in Polen. Als erstes stehen wir in Białystok, im Osten von Polen. Zu diesem Abend am See etwas ausserhalb der Stadt haben wir nur eines zu sagen: Mücken Mücken Mücken. Wir müssen uns regelrecht im Freigeist einbunkern und haben auch echt keine Lust mehr, uns nochmals raus zu wagen und die Stadt zu besuchen – aber gegen einen gemütlichen Abend im Freigeist haben wir auch gar nichts einzuwenden. Am nächsten Tag fahren wir weiter Richtung ukrainische Grenze und bleiben aber vorher nochmals zwei Nächte auf einem sehr netten Campingplatz, der zu einer Bar gehört und direkt an einem kleinen See liegt. Wir sind die einzigen Gäste und der Besitzer freut sich sehr über unseren Besuch, möchte uns am liebsten schon am Morgen Bier ausschenken und gibt uns noch einige Tipps für die Ukraine und den besten Ort für den Grenzübertritt.
Die zwei Tage Erholung haben uns gut getan, wir sind nun gerüstet für das nächste Abenteuer. Wir lösen Online noch die obligatorische ukrainische Covid-Versicherung obwohl wir eine solche eigentlich schon in der Schweiz abgeschlossen haben. Aber sicher ist sicher und die Fr. 50.— sind ja nicht alle Welt. Das Prozedere an der Grenze ähnelt dem in Russland. Wir passieren zuerst eine relativ ausgiebige Kontrolle mit vielen Fragen auf der polnischen Seite – sogar der Hund muss noch in den Freigeist reingelassen werden – er findet aber nichts verdächtiges. Danach gehts weiter in die Zwischenzone und dann zur Covid-Kontrolle. Hier werden unsere Zertifikate genau geprüft, wir müssen alle Dokumente zeigen und erhalten einen Laufzettel mit einem ersten Stempel und mit der strengen Aufforderung der Beamtin: „GO!“ fahren wir weiter und fädeln in die EU/CH Linie ein. Hier müssen wir aussteigen und unsere Pässe und den Fahrzeugausweis vorweisen. Wir sind aber anscheinend doch in der falschen Linie und müssen auf waghalsige Weise umdrehen – glücklicherweise hilft die ganze Kolonne mit und legt den Rückwärtsgang ein, damit wir umdrehen können. So, nun sind wir in der Lastwagenlinie und in guter Gesellschaft mit Chauffeuren aus Albanien und Aserbaidschan, die diesen Übertritt nicht das erste Mal machen und uns an die Hand nehmen und uns jeweils sagen, wo und wie wir zum nächsten Kontrollposten kommen. Freigeist wird nun von Kopf bis Fuss durchsucht, Marco muss mit dem Beamten sogar aufs Dach, um den Inhalt unserer Dachboxen zu zeigen. Aber alles ist in Ordnung und wir kriegen hier den zweiten Stempel. Nun gehts zum nächsten Schalter, wo wir wieder Pässe, Fahrzeugausweis und nun auch die Versicherung zeigen müssen. Die Dame kann ein Schmunzeln nicht unterdrücken, als wir ihr die das IPad mit der Versicherung auf ukrainisch durch das Schalterfenster schieben – na ja, wir konnten einfach nicht mehr ausdrucken. Aber hier ist auch alles in Ordnung und je ein Stempel im Pass und ein weiterer auf dem Laufzettel ist das Resultat. Wir werden zum nächsten Schalter geschickt und stehen da mit den Lastwagenkollegen an. Pünktlich um vier vor Fünf wird dann aber das Schalterfenster vor der Nase des Chauffeurs vor uns zugeschoben: Feierabend – morgen gehts weiter!
Die Chauffeure scheinen das zu kennen und zucken nur mit den Schultern, rufen dann aber der Dame in Uniform noch zu, dass wir Touristen seien. Das ist wirklich sehr nett, denn daraufhin reagiert sie trotz Feierabend nochmals und bestellt ihren Kollegen mit der Aufforderung, dass er uns noch abfertigt. Die Chauffeure müssen wohl hier übernachten – wir wollen ihnen den Abend noch mit Schokolade versüssen, die nehmen sie aber nicht an.
Ok, wir sind nun in Obhut eines weiteren Beamten, der erstmal unsere Pässe zu sich nimmt und uns zum Auto zurückschickt. Nach einiger Zeit kommt er zurück und wir müssen Freigeist nochmals öffnen, er schaut kurz rein, macht ein Foto mit Nummernschild und fragt dann, wo wir hinwollen. Nach einigen Wortwechseln lächelt er uns an und entlässt uns mit den Worten: „Welcome to Ukraina – have a nice Day“. Wir sind schon fast etwas verdattert, verabschieden uns dann aber und düsen los, zum letzten Posten, wo wir aber nur noch den X-fach abgestempelten Laufzettel abgeben müssen, worauf sich die Schranke dann öffnet: wir sind in der Ukraine und freuen uns sehr. Es ist aber auch so, dass wir hiermit schon auch etwas die Komfortzone EU verlassen. Es fängt an damit, dass wir per sofort kein Roaming mehr haben – wir müssen zuerst eine SIM-Karte besorgen, hier nicht mehr mit Euro zahlen können und auch Schrift und Sprache nun noch herausfordernder wird. Kyrillisch können wir zum Glück lesen, jedoch wird hier nicht russisch gesprochen, sondern ukrainisch, was dann doch nochmals etwas anders ist und unsere – wenn auch bescheidenen – Russischkenntnisse ganz im Eimer sind. Wir steuern erstmal die nächste Stadt an Lwiw oder Lemberg, um uns mit Geld und SIM-Karte einzudecken. Bereits hier ist die Stellplatzsuche eine Herausforderung, es wird aber noch schwieriger, wie sich in den nächsten Tagen (und Blogs) zeigen wird.
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