Da unser ursprüngliche Plan – nicht ganz unerwartet – nicht aufgeht, steht unsere Reise nun unter dem Motto Plan B (wie ihr in den unterschiedlichen Blogs bereits lesen konntet). Plan B heisst für uns zwar, dass wir vorerst etwas loslassen müssen, dadurch aber die Gelegenheit erhalten, etwas Neues und damit auch Unerwartetes entdecken zu können. Es ist nicht so, dass wir uns von Plan A ganz ohne Wehmut verabschieden aber wir nehmen es doch ziemlich gelassen. Einerseits weil wir uns wohl innerlich schon etwas länger auf so ein Szenario eingestellt haben und andererseits, weil wir uns weiterhin sehr darüber freuen, dass wir überhaupt reisen können und diesen Luxus eines halben Jahres Auszeit erleben dürfen. Auch sehen wir es so, dass wir vielleicht irgendwann irgendwie und unter anderen Vorzeichen diesen Teil der Welt noch erkunden werden. Für dem Moment heisst es für uns jetzt aber auf zu neuen Ufern und erstmal ziemlich direkt Richtung Süden zu fahren. Wir durchqueren das Baltikum nun also auf der Ostseite entlang der russischen und weissrussischen Grenze, machen da und dort Halt, wo es uns hinführt. Wir hetzten nicht, das wär bei den aktuellen Temperaturen von bis zu 34° ein Blödsinn, fahren jedoch schon etwas grössere Strecken, als wir das bislang getan haben. Die Temperaturen sind wirklich unglaublich hoch, ab und zu erleben wir ein Gewitter und einen nächtlichen Sturm, aber sonst sind wir hier im Norden tatsächlich in einer unglaublichen Hitzewelle gelandet, währenddessen wir von zu Hause hören, dass Dauerregen und kühle Temperaturen vorherrschen und viele von Überschwemmungen und Unwetter geplagt sind. Also jammern wir (fast) nicht über die hohen Temperaturen.
Auch auf dieser Seite des Baltikums lassen wir uns gerne beeindrucken von der wunderbaren Natur, den tollen Landschaften und der offensichtlichen Naturverbundenheit der Einheimischen. In allen drei Staaten ist es sehr gut möglich und offenbar auch üblich, frei mit dem Camper oder einem Zelt zu stehen und zu übernachten.
Wo es einem gefällt da bleibt man, wenn man niemandem auf dem Privatgrundstück steht und die Natur und Tiere nicht unnötig beansprucht oder stört, ist das nie ein Problem. Ab und zu stehen wir aber auch gerne auf einem Campingplatz oder einem offiziellen Stellplatz und geniessen dann die Infrastruktur wie bspw. Duschen, frisches Wasser oder auch mal eine Waschmaschine. Das tun wir aber auch ganz bewusst mit dem Hintergedanken, dass wir nicht nur möglichst „günstig“ oder gar gratis durchkommen und profitieren möchten, sondern uns auch dazu verpflichten den Tourismus, die Gastronomie oder die Kommunen, die ganz viel Infrastruktur zur Verfügung stellen auch mitzubedenken und dafür zu bezahlen, dass wir hier eine so gute Zeit erleben dürfen.
Wer uns etwas verfolgt, merkt vielleicht dass wir nicht Reisende sind, die unbedingt alle Hotspots und in Reiseführern aufgelisteten Sehenswürdigkeiten abklappern – das liegt uns einfach nicht und wir lassen uns gerne treiben, entdecken auch mal auf eigene Faust, verpassen mal den einen oder anderen „Superplace“ und sehen uns auch das an, was vielleicht nicht nur schön ist. So beispielsweise Visaginas, eine Retortenstadt an der weissrussischen Grenze in Litauen. Die Stadt wurde in den 70er Jahren mitten im Wald aus dem Boden gestampft, um die Arbeiter*innen und ihre Familien des nahegelegenen Atomkraftwerkes unterzubringen. Das Atomkraftwerk wurde dann in den frühen 2000er Jahren stillgelegt und heute kämpft die Stadt oder besser gesagt die Menschen hier mit einer enorm hohen Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit und dementsprechend grossen sozialen Problemen. Die Stadt ist nicht wirklich schön anzusehen mit ihren unzähligen riesigen Quartieren aus heruntergekommenen Plattenbauten, jedoch fasziniert uns doch auch, wieviel Grünfläche es überall gibt, die Hinterhöfe in den Blockrandsiedlungen und nicht zuletzt die historische Entstehung und die damit verbundenen Erinnerungen an die Sowjetzeiten. Gerade aus Planungsperspektive hinsichtlich Städteplanung finden wir das einfach auch interessant und lehrreich anzusehen.
Auf einem Stellplatz an einem schönen See, geniessen wir nach unserem Städteausflug nach Visaginas schliesslich einen ruhigen Abend und wir kriegen noch Besuch von Herrn oder Frau Storch – das Tier ist ziemlich zutraulich und mustert uns den ganzen Abend lang neugierig. Hier im Baltikum gibt es viele Störche und wir lesen nach, das ihr Besuch anscheinend Glück bringen soll – das nehmen wir gerne entgegen:-)
Wunderschöne Bilder, wunderschönes Wetter…Neid kommt auf.
Geniesst es noch mehr als ihr es jetzt schon tut…
Wish you a good journey (im Kopf und auf der Strasse). Bö
Danke danke – ja das tun wir. Sind jetzt in der Ukraine und haben mal wieder etwas Netz – mit dem Grenzübertritt aus der EU raus, hat sich einiges verändert. So bspw. die Internetsituation, die Stellplatzsituation und auch die sprachlichen Herausforderungen. Aber es geht uns weiterhin gut und alles weitere in den nächsten Posts – wir liefern nach. Herzliche Grüsse aus den Karpaten m&b